Montag, 10. April 2017

Die Botschaft ist Liebe

Für Beshoy. Wir werden dich nie vergessen. 💮

_________________________________________________________________________________
Hallo ihr Lieben,

ich weiß, dass ich eigentlich letztes Mal angekündigt hatte, dieser Blog solle positive Energie versprühen, aber heute muss ich mal ein wenig davon abweichen. Es wird traurig, denn es ist etwas Trauriges passiert. Etwas das mich ratlos und hilflos zurück lässt, aber niemals hoffnungslos. Deswegen ist die Botschaft am Ende doch eine Positive, auch wenn es manchmal nicht danach aussieht.
Habt ihr von den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen gehört, die gestern in Ägypten passiert sind? Ich habe davon gehört, gestern Morgen, eine kurze Meldung in den Nachrichten. Ich hab es erst gar nicht realisiert, dass es mich betreffen könnte. Es war irgendwie weit weg. Erst später am Tag tauchten die Bilder auf. Fotos, arabische fb-Posts über Trauer und Unverständnis, von denen ich nur Bruchstücke verstand und später schließlich die traurige Gewissheit: Ein Freund von mir war bei einem der Attentate ums Leben gekommen. Ich war geschockt, irgendwie gelähmt. Wie konnte das sein? Er war vor nicht mal einem Monat noch bei meiner Abschiedsparty gewesen. Sein letztes fb-Profilbild war dort entstanden. So, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Und dann diese Schreckensbilder aus der Kirche. So viel Blut auf dem Boden. "Das ist auch sein Blut", dachte ich. Und: "Wie es sich wohl anfühlt von einer Bombe getötet zu werden? Reißt es dich in Stücke, so dass du sofort tot bist oder verblutest du langsam und qualvoll?" Heute war die Beerdigung, deswegen muss ich etwas darüber schreiben, auch wenn es manchen von euch vielleicht komisch vorkommt. Ich kannte ihn eigentlich nicht besonders gut. Aber er war damals mit mir in einem koptischen Gottesdienst gewesen, was das alles für mich irgendwie noch krasser macht. 4 Wochen vor seinem Tod waren wir noch gemeinsam im Gottesdienst. Nicht in der Kirche, wo er gestorben ist, aber trotzdem ist es so irreal und unwirklich. Ich habe mich eigentlich immer sicher in Ägypten gefühlt. Ich hab nicht eine Sekunde damals daran gedacht, in Gefahr zu sein, als ich in den Gottesdienst gegangen bin. Und ich war es ja auch nicht.
Mehr als 45 Tote gab es durch die zwei Anschläge. Vor Ostern war die Kirche sicher besonders voll, so wie damals im Dezember, vor Weihnachten, als eine koptische Kirche in Kairo attackiert wurde. Ich finde es so furchtbar. Anschläge sind immer furchtbar, aber ein Sprengsatz in einer Kirche, während eines Gottesdienstes. Das ist für mich auf so vielen Ebenen einfach so grausam falsch. Ich gehe gerne in den Gottesdienst. Es gibt mir irgendwie etwas. Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Christen. Die Kirche war für mich immer auch ein sicherer Ort. Als ich noch in Falkenstein im Pfarrhaus wohnte, orientierte ich mich immer am Kirchturm. So lange ich den sah, konnte ich immer wieder nach Hause finden. Ich musste nur irgendwie auf ihn zu laufen.
Wie kann es sein, dass die Welt so unsicher geworden ist? Dass Menschen in Kirchen, auf Weihnachtsmärkten und einfach beim Überqueren einer Brücke mitten in großen, belebten Städten um ihr Leben fürchten müssen? Ich verstehe diesen Hass nicht. Wie kann man Menschen, die etwas anderes glauben, als man selbst, so hassen? Wie kann man solche Angst vor anderer Religion, vor einer anderen Kultur haben (und ja, das geht auch an Sachsen und an all die Idioten, die hier glauben, sie kommen zu kurz, weil Menschen aufgenommen werden, die sich genau wegen solcher Anschläge wie in Ägypten nicht mehr sicher in ihrem Land fühlen)? Wie kann ein Mensch auch nur auf die Idee kommen, er handle nach Gottes Willen, wenn er Menschen umbringt? Wann hört das auf?
Ich weiß nicht, was man gegen Terror tun kann, ich glaube, das weiß niemand. Ich glaube, uns bleibt nur, zusammenzustehen, uns nicht unter kriegen zu lassen. Und nicht mit Hass reagieren, sondern mit Liebe. Auch wenn es uns wütend macht. Hört nicht auf, Menschen Vertrauen entgegen zu bringen. Egal, wo sie herkommen, was sie glauben und wer sie sind. Ich kannte Beshoy nur ein paar Wochen, aber ich hab ihn sehr ins Herz geschlossen. Er war offen und freundlich und ich konnte ihm vertrauen. Bitte gebt die Hoffnung nicht auf, dass wir zusammen stärker sind als all der Hass auf der Welt. Hört nicht auf damit, Leuten, die ihr liebt, zu zeigen, dass ihr sie liebt. Und ich freue mich über jeden, der für all die Leute betet, die bei den Anschlägen jemanden verloren haben. Denn mir fällt nichts Besseres ein.

Bleibt behütet und passt auf euch auf.
Ich hab euch lieb,
eure Hannah

3 Kommentare:

  1. Es gibt so viel, was wir nicht verstehen können. Es gibt so viel, was mich hilflos dastehen lässt und traurig macht. Aber es gibt auch so viele Menschen, denen wir begegnen und die unser Leben so reich an Freude, Glück und Dankbarkeit machen.
    Ich bin im Gebet bei Beshoy, aber auch bei allen Menschen, die mein Leben genau so vielfältig und farbenfroh machen, wie es gerade ist.
    Danke für so einen schönen, traurigen und hoffnungsvollen Blogeintrag

    AntwortenLöschen
  2. Wie recht du hast, liebe hannah

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Hannah, ich bete mit für dich und alle, die betroffen sind. So gut, dass du Mut machst, zu lieben.... Mein wichtigstes Zitat in dem letzten Jahr ist von M.L.King: Dunkelheit kann keine Dunkelheit stoppen, dass kann nur das Licht. Hass kann keinen Hass stoppen, dass kann nur die Liebe.... Bleib behütet und LG

    AntwortenLöschen