Hallo ihr Lieben,
schon wieder ist es richtig spät, weil ich gerade noch zwei Stunden mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin telefoniert habe. Wir hatten uns das letzte Mal 2017 gesehen. Da hat man schon viel zu erzählen. Sie wohnt jetzt schon eine Weile in Dresden, also gar nicht so weit weg und daher haben wir uns fest vorgenommen, dass wir uns, wenn man sich wieder besuchen darf, auch endlich mal wieder treffen müssen. Aber vorerst war halt nur Telefonieren drin. Das war trotzdem sehr schön. Allerdings muss ich mich daher jetzt ein bisschen sputen, damit ich nicht wieder zu spät ins Bett komme. Heute habe ich eine Frage mitgebracht, die mir neulich abends beim Bibellesen in den Sinn gekommen ist. Zur Zeit lese ich nämlich Lukas und da ging es um die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer und dort heißt es in Kapitel 1:
"16 Und er wird viele der Israeliten zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. 17 Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist."
Und ich fand des sehr interessant, denn den Wortlaut kannte ich vorher noch nicht. Also dass Johannes dafür sorgen soll, dass das Volk "wohl vorbereitet ist". Und deswegen habe ich mir die Frage gestellt:
Bist du gut vorbereitet?
Tendenziell würde ich die Frage gerne immer bejahen, denn man fühlt sich einfach besser, wenn man gut vorbereitet ist. Ich zumindest versuche, meistens gut vorbereitet zu sein, also vor allem, wenn es um Prüfungen, Aufgaben, Führungen oder ähnliche wichtige Termine geht. Das gibt einem Sicherheit. Ich erinnere mich noch mit Grauen an das schlimmste Referat, das ich einmal in der Schule gehalten habe. Wir hatten alle in Physik die Hausaufgabe bekommen, uns darauf vorzubereiten, etwas zu präsentieren und einer oder eine sollte dann ausgewählt werden, ihre Ergebnisse vorzustellen. Natürlich dachten alle, dass sie schon nicht drankommen würden, und auch ich hoffte es natürlich. Ich war vorbereitet, aber bei weitem nicht gut. Und natürlich wurde ausgerechnet ich ausgewählt. Ich habe keine Ahnung mehr, was ich genau erzählt habe, aber ich kann mich erinnern, dass ich sehr unsicher war, nicht genau wusste, worüber ich da überhaupt spreche und ich mich absolut furchtbar gefühlt habe. Ich wusste noch nicht mal, wie man diese eine Einheit ausspricht und habe dann immer die Abkürzung genommen. 🙈 Das war wirklich schlimm. Da habe ich mir gesagt, dass ich nie wieder so schlecht vorbereitet sein würde.
Aber natürlich wäre auf die Frage eigentlich direkt eine Gegenfrage nötig, nämlich "Wofür?" bzw. "Worauf?". Worauf soll denn Johannes das Volk Israel vorbereiten? Auf den Herrn? Darauf, dass er kommt oder darauf, dass er irgendetwas mit ihnen vor hat? Vielleicht gar auf ein Gericht, denn es wird ja davon gesprochen, dass sie gerecht werden? Oft wird ja gesagt, dass Johannes der Täufer einen Weg für Jesus bereitet hat. Sind wir also gut vorbereitet auf Jesus? Darauf, dass er auf die Erde kommt? Auf Weihnachten?
Ich für meinen Teil bin schon auf einem guten Weg, aber ich bin noch nicht ganz auf Weihnachten vorbereitet. Ich bin mittlerweile sehr zufrieden mit den Geschenkideen, aber bei einigen Geschenken muss ich noch ein bisschen basteln und werkeln. Außerdem muss ich mich noch entscheiden, was ich zu Weihnachten anziehen werde. Aber mal abgesehen von dem ganzen äußerlichen Kram:
Bin ich innerlich gut vorbereitet auf Weihnachten? Was bedeutet das überhaupt konkret: auf Weihnachten vorbereitet sein? Ich war beispielsweise jetzt an allen Adventssonntagen im Gottesdienst, ich habe die Kerzen an meinem Adventskranz angezündet und die jeweilige Strophe von "Wir sagen euch an, den lieben Advent" auf mich wirken lassen:
- "Wir sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn den Weg bereit."
- "So nehmet euch eins um das andere an. Wie auch der Herr an uns getan."
- "Nun tragt eurer Güte hellen Schein, weit in die dunkle Welt hinein."
- "Gott selber wird kommen, er zögert nicht. Auf, auf ihr Herzen und werdet Licht."
Da stecken lauter Aufforderungen drin. Habe ich zum Beispiel dem Herrn den Weg bereitet? Neulich schrieb mir eine Freundin, dass sie durch meine Dezember-Blogeinträge zur Ruhe und in Weihnachtsstimmung käme. Das könnte zählen. Aber wo habe ich mich anderer angenommen? Wo war ich gütig? Wurde ich zum Licht?
Das Schöne ist ja, dass es keine Checkliste gibt, die man abarbeiten muss, damit Weihnachten kommen kann. Gott fragt nicht, ob wir gut vorbereitet sind auf ihn. In der Weihnachtsgeschichte war auch keiner vorbereitet. Maria und Josef nicht, nicht die Stadt Bethlehem, in der es zu wenig Platz während der Volkszählung für alle gab, nicht die Hirten auf dem Feld und noch nicht einmal die Weisen, die erst mal am komplett falschen Ort nach dem König gesucht haben, den ihnen der Stern verheißen hatte. Wenn ich so gerade darüber nachdenke, wäre das eigentlich mal ein schöner Ansatz für ein Krippenspiel. (Finger weg! Das ist meine Idee!) Die Geschichte passiert in einer komplett unvorbereiteten Umgebung. Und doch verändert sie so viel. Sie rüttelt auf, sie lässt Menschen jubeln und eine Freunde empfinden, von der sie nicht schweigen können. Sie bringt das Licht, das jeder brauchte, aber auf das keiner vorbereitet war.
Ein bekanntes Adventslied fragt "Wie soll ich dich empfangen?" und die Antwort darauf ist eigentlich ganz simpel: Sei einfach da. Du musst nichts bringen, du musst nichts singen, es reicht, wenn du dich beschenken lässt. Und deswegen kann ich natürlich versuchen, mich in den letzten 4 Tagen noch weiter auf Weihnachten vorzubereiten, kann mir überlegen, wie ich trotz der Umstände Weihnachten erleben kann, aber vielleicht kommt es auch einfach, auf leisen Sohlen und ich merke es einfach, wenn es da ist. Völlig ohne Gottesdienst, ohne Krippenspiel, ohne O du fröhliche. Einfach so. Das wäre schön.
Und jetzt musste ich tatsächlich ein kleines bisschen weinen bei der Vorstellung. Aber mehr davon, dass ich es mir so schön vorstelle. Ich war heute früh in einem sehr emotionalen Gottesdienst, daher bin ich den ganzen Tag über schon in so einer seltsam tiefsinnigen Stimmung.
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Vielleicht der letzte Gottesdienst für mich in diesem Jahr. |
Drückt mir die Daumen, dass ich bis Weihnachten gesund bleibe. Vier Tage haben wir noch, dann gönne ich mir eine kleine Pause. Ich freu mich, wenn euch die Beiträge gefallen. Wir sehen uns dann vielleicht morgen wieder hier. (Also ich werde da sein.) Bleibt gesund und behütet.
Alles Liebe
eure Hannah