Dienstag, 1. Dezember 2020

1. Dezember: Warum nicht?

Hey ihr Lieben,

da bin ich schon wieder. Wie gestern schon angekündigt, möchte ich im Dezember quasi wie eine Art Adventskalender jeden Tag bis Weihnachten etwas schreiben. Das sind dann meist kürzere Einträge als sonst, manchmal wird es vielleicht auch um das gehen, was an dem Tag so passiert ist, aber manchmal sind es auch einfach gedankliche Impulse. Das habe ich letztes Jahr schon so gemacht und da hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Letztes Jahr gingen die Einträge immer los mit einem "Heute war ein guter Tag und ich kann euch auch sagen warum:" Das war sehr schön, aber man braucht ja auch ein wenig Abwechslung, daher habe ich mir dieses Jahr gedacht, dass ich jeden Tag eine Frage an den Anfang stelle und einfach meine Gedanken zu dieser Frage hier aufschreibe. Eigentlich wollte ich die Fragen ja aus Mamas Talk-Box nehmen (eine tolle Möglichkeit auch mal über Dinge ins Gespräch zu kommen, über die man sonst nicht redet), aber heute geht mir den ganzen Tag schon eine Frage im Kopf herum und daher nehme ich die als Ausgangspunkt: 

Warum nicht?

Eine simple Frage hinter der aber je nach Situation sehr viel stecken kann. In meinem Fall ist die Frage eigentlich ein wenig länger, aber dafür muss ich ein wenig ausholen. Im Großen und Ganzen würde ich mich für einen sehr positiven Menschen halten. Ich glaube an das Gute in den Menschen und würde eigentlich schon von mir behaupten, dass ich einen eher positiven Blick auf die Welt habe. Es gibt aber auch Dinge und Situationen, die ich für mich tendenziell eher schwarz male und wo ich dann doch oft Zweifel habe. Das sind meist Situationen, in denen es um mich und meinen Wert geht. Bin ich gut genug für diesen Job? Halten die Leute mich für kompetent genug, um Kirchvorsteherin zu werden? Im Grunde läuft es auf die Frage hinaus: Ist das was ich tue und was ich bin, gut genug in den Augen der Anderen? Und irgendwie bin ich da sehr unsicher und selbstkritisch. Ich bin jetzt nicht mega unzufrieden mit mir. Ich bin mir schon dessen bewusst, was ich gut kann und was meine Stärken sind und auf die bin ich stolz. Ich mag mich. Aber es klang ja schon ab und an in diesem Blog an, dass ich dazu neige, mich klein zu machen. Das betrifft unter anderem meine Leistungen, aber zum Beispiel auch meine Attraktivität. Manchmal fühle ich mich attraktiver (zum Beispiel wenn ich das Gefühl habe, dass anderen Menschen mich für attraktiv halten, wie als ich zum Essen eingeladen wurde), aber ich würde mich jetzt nicht für eine 10 auf einer Skala von 1 bis 10 halten. Und dass ich eigentlich ganz gut aussehe, außerdem noch nett und witzig und intelligent bin, heißt ja auch noch lange nicht, dass sich die Leute (vor allem natürlich die Männer) deswegen für mich interessieren müssen. Konkret geht es natürlich nicht um "die Männer" im Allgemeinen, sondern um einen ganz bestimmten. Er ist super nett, sieht gut aus und ich halte ihn ehrlich gesagt für außerhalb meiner Liga. Aber am Sonntag habe ich ja lange mit dem Chef telefoniert und wir haben uns unter anderem über dieses Thema unterhalten und der Chef meinte einfach, ich solle mir darüber klar werden, was ich genau von diesem Mann will und mich dann einfach bei ihm melden. Als wäre das so einfach. Als wäre damit die komplette Sache erledigt. Denn warum sollte er mich denn nicht gut finden? Und seitdem denke ich über diese Frage nach. Weil es natürlich nicht die Art ist, wie ich an diese Situation herangehen würde. Ich würde fragen: Warum sollte er sich denn für mich interessieren? Er könnte schließlich jemanden haben, der viel toller ist als ich. In meinen Augen gibt es viele Gründe, warum er sich nicht für mich interessieren sollte. Aber vielleicht ist das die falsche Herangehensweise. Vielleicht sollte ich wirklich viel öfter mal davon ausgehen, dass ich eine 10 bin. Dass ich natürlich gut genug bin. Ich meine das jetzt gar nicht im Sinne davon, dass man sich selbst für unantastbar und absolut großartig halten sollte. Sondern mehr davon, die Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen. Nicht darauf zu schauen, was man alles leisten müsste, um etwas bestimmtes zu erreichen, sondern sich die Gründe vor Augen zu führen, warum man es erreichen wird.

Ihr kennt ja nun mittlerweile alle den Spruch, dass es kein Problem gibt, das man nicht mit einem Kamel lösen kann, aber ich glaube, ich habe euch nie konkret gesagt, wo er herkommt. Das ist nämlich ein Zitat aus einem Theaterstück. Da möchte einer einem anderen ein Kamel verkaufen und bringt natürlich viele Argumente, warum der andere dieses Kamel braucht. Und eines der Argumente war dann, dass es kein Problem gäbe, das man nicht mit einem Kamel lösen kann. Darauf sagt der andere natürlich, dass das ja gar nicht stimmt und bringt ein Problem an, das man seiner Meinung nach nicht mit einem Kamel lösen kann (ich glaube, es war die Klimakrise). Darauf sagt der Verkäufer: "Aber ohne ein Kamel kannst du es lösen? Was stört dich denn das arme Tier dabei?" Und das ist ja eine ganz ähnliche Herangehensweise an ein Problem, wie die Frage "Warum nicht?". Da steckt in meinen Augen drin, dass man immer erst mal davon auszugehen sollte, dass Dinge funktionieren: Dass man eine Lösung für dieses Problem findet. Dass man den Job bekommt, für den man sich beworben hat. Dass man zur Kirchvorsteherin gewählt wird. Oder eben dass ein gut aussehender Mann Ja sagt, wenn ich ihn nach einem Date frage.

Und deswegen möchte ich mich und euch dazu ermutigen, auch gerade jetzt in der Adventszeit, weniger auf die Zweifel zu hören, sondern stattdessen zu sagen: Warum sollte ich es denn nicht schaffen? Das passt vielleicht nicht in jeder Situation, aber ich glaube, es hilft uns, selbstbewusster zu sein und manche Dinge leichter zu nehmen. Ich hab den jungen Mann zwar noch nicht nach einem Date gefragt, aber ich soll mir ja auch erst mal darüber klar werden, was ich von ihm will. Und wenn ich es weiß, vielleicht sag ich es ihm dann wirklich einfach. Was soll schon schief gehen? 😊

Jetzt muss ich los zur KV-Sitzung.
Alles Liebe
eure Hannah

P.S. Heute hat es in Kamenz geschneit.


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