Hey ihr Lieben,
da bin ich wieder. In etwa einer Stunde startet der Tatort aus Saarbrücken und hinter mir liegen zwei Wochen mit zahlreichen Ereignissen, von denen ich euch unmöglich in einer Stunde berichten kann. Aber es ist Montag und Montag ist Blogtag, daher sollt ihr heute etwas von mir lesen. Es ist kein typischer Blogeintrag. Es ist vielleicht sogar mehr eine Andacht. Aber ich hatte in den letzten Tagen immer mal Lust, auf ein paar theologische Gedanken zum Thema Ostern.
Nachdem ich letztes Jahr Ostern ganz allein, ohne Gottesdienste, bei mir zuhause gefeiert habe, war es dieses Jahr wieder ganz anders und es hat mich sehr angesprochen. Ich durfte am Gründonnerstag und am Karfreitag im Kurzgottesdienst in Kamenz in einem kleinen Chor singen (wir waren nur zu viert, mehr durften nicht) und dort haben wir ein paar sehr schöne Lieder gesungen. Das Gefühl, wieder singen zu können, war schon echt schön und dann auch noch in Kombination mit diesen Texten, das hat mich schon bewegt. "O Liebe, unermesslich hoch, wie unbegreiflich bist du doch." So hieß es in dem einen Lied und das kam auch in der Predigt vor. Das hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Unbegreiflich - das ist es ja wirklich, was zu Ostern passiert ist. Weihnachten ist ja eigentlich mein Lieblingsfest im Kirchenjahr, aber die Dimension von Ostern hat mich auch schon immer begeistert. Auferstehung! Jesus war tot und nach drei Tagen wieder lebendig (zumindest so halb, denn so richtig wieder zu den Jüngern zurückgekommen ist er ja nicht. Immer nur kurz, aber das ist ja dann wieder ein anderes Thema.) Es ist wirklich unglaublich und doch glauben wir daran. Es ist sogar die Grundlage unseres Glaubens. Und vor allem hat mich immer bewegt, dass er ja eigentlich nichts getan hatte, um den Tod zu verdienen. Ich bin jemand, der sehr stark auf Gerechtigkeit aus ist. Der Lieblingskäse wurde damals beim Abendbrot ganz präzise unter uns Kindern aufgeteilt, damit auch keiner mehr bekommt. Die erste Frage war immer "Wie viel bekommt davon jeder?". Allen sollte es gleich gut gehen. Wenn jemand zu Unrecht angeschnauzt oder sogar bestraft wird, widerspricht das total meinem Gerechtigkeitssinn. Und daher berührt mich die Leidensgeschichte von Jesus sehr. Dass er das so einfach hingenommen hat. Ich bewundere das. Ich hätte es nicht gekonnt. Es ist unbegreiflich. Da stirbt Gottes Sohn aus Liebe zu uns. Und er lässt sich auslachen, er lässt sich verraten, er lässt sich verhaften und schlagen und ans Kreuz nageln. Er wusste, dass das alles so passieren wird. Er hatte auch Angst. Der Moment, wo Jesus im Garten Gethsemane betet und zu Gott fleht: "Herr, wenn es möglich ist, dann lass diesen Kelch an mir vorüber gehen." ist so menschlich, so nachvollziehbar. Und dann sagt er doch "Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst, geschehe." Was für eine Hingabe. Ich bewundere das. Wie stark muss Jesus gewesen sein, dass er das alles ertragen konnte? Oder wie stark muss das Gefühl sein, das ihn all das ertragen ließ? Es ist wirklich unermesslich für mich. Absolut unfassbar. Und deswegen glaube ich so gerne. Weil mir dieser Gedanke so gefällt, dass es diese unfassbare Liebe gibt, die wir nicht begreifen können. Dass es einen Gott gibt, für den das, was für uns unfassbar ist, doch zu fassen ist. Den wir nicht verstehen können, auch nicht verstehen müssen, aber der uns nah sein will. Der selbst zu uns kam, für uns litt, für uns starb, damit wir das nicht erleiden müssen.
In letzter Zeit habe ich öfter das Gefühl, dass Dinge passieren, die ich nicht verstehe. Manche davon sind schlecht. Manchmal macht es mir Angst, nicht fassen zu können, wie es gerade weitergehen soll mit der Pandemie und diesem Virus, das wir nicht in den Griff bekommen. Manchmal passieren aber auch gute Dinge, die ich nicht verstehe. Manchmal tut man irgendwie genau das richtige, ohne zu wissen, warum das gerade in dem Moment das richtige ist. Und vielleicht ist das nur Zufall, vielleicht ist es Glück, vielleicht ist es aber auch ein kleines Wunder, das mir passiert. Vielleicht ist es ein kleines Geschenk von Gott an mich, ein kleiner Stups in die richtige Richtung. Das hört sich echt seltsam an und im Grunde bin ich auch echt niemand, der immer alles als Gottes Plan für mein Leben gedeutet hat, aber auch wenn ich vieles selber entscheide, hat er doch seine Finger mit im Spiel. Das glaube ich auf jeden Fall. Und deswegen ist Ostern ein Fest, das mich mit großer Dankbarkeit erfüllt. Weil ich diese Liebe spüre. Weil die Auferstehung eben nicht nur eine Geschichte aus alter Zeit ist, sondern weil sie etwas ausdrückt, was ich in meinem Leben spüren kann. Dass es da jemand richtig, richtig gut mit mir meint. Auch wenn ich das nicht immer greifen kann.
So, und jetzt wundert ihr euch wahrscheinlich, dass ich jetzt erst poste, wo doch der Tatort schon angefangen hat, aber mein Fernseher ist kaputt und da muss ich eh in der Mediathek schauen. Da dachte ich, ich mach das hier noch fix fertig. Vielleicht gibt's in den nächsten Tagen noch einen "regulären" Blogeintrag über meine letzten zwei Wochen, aber da muss ich mal schauen, wie es zeitlich passt.
Bis dahin lasse ich das hier mal so stehen. War mal wieder ein etwas anderer Eintrag. Ich freue mich, wenn es euch gefallen hat.
eure Hannah
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